KW21_Festabend Fairtrade_Foto Steffen Rohloff

Zehn Jahre nach der ersten Auszeichnung darf sich Ostfildern erneut Fairtrade-Stadt nennen. Bei einem kleinen Festakt in der Volkshochschule Ostfildern übergab kürzlich Manfred Holz, Ehrenbotschafter von Fairtrade Deutschland, die neue Urkunde an Bürgermeister Michael Lübke. Die Stadt wurde damit für ihr kontinuierliches Engagement für den Fairen Handel und nachhaltiges Wirtschaften gewürdigt. Für den musikalischen Rahmen sorgten zwei Formationen der Musikschule Ostfildern: das Klangorchester und das Percussionensemble.

In seinem Grußwort räumte Lübke ein, dass Fairer Handel auf den ersten Blick keine klassische kommunale Aufgabe sei – doch er hielt dagegen: „Unsere Verantwortung endet nicht an der Stadtgrenze. Es macht einen Unterschied, ob der Kaffee im Rathaus fair gehandelt ist oder nicht, ob Arbeitskleidung unter fairen Bedingungen produziert oder nur günstig eingekauft wurde.“

Ostfildern erhielt 2014 als 250. deutsche Kommune den Titel Fairtrade-Stadt. Heute sei man Teil eines internationalen Netzwerks mit über 2.000 Städten in Europa. Das zeige, wie lokale Initiativen globale Verantwortung übernehmen können. Lübke hob hervor, dass auch die Stadtverwaltung ihren Teil dazu beiträgt. So schließt die städtische Vergabeverordnung Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit konsequent aus. Selbst die Friedhofsordnung enthält Passagen, die eine ethische Beschaffung von Grabsteinen sicherstellen. Für Lübke ist das Ausdruck einer klaren Haltung: „Es sind viele kleine Entscheidungen, die zusammen ein großes Zeichen setzen. Und sie zeigen, wofür Ostfildern steht.“

In seiner Laudatio lobte Manfred Holz, der sich seit Jahrzehnten in der Fairtrade-Bewegung engagiert und diese in Deutschland maßgeblich mitgeprägt hat, das Engagement in Ostfildern ausdrücklich. „Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen“, erklärte der langjährige Ehrenbotschafter von Fairtrade Deutschland und betonte, „Fairer Handel lebt vom Handeln“. Dabei gehe es nicht um Almosen, sondern um einen echten Beitrag zu einer gerechteren Weltwirtschaft. „Mit dem Kauf von Fairtrade-Produkten leisten Sie einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen und bekämpfen damit auch Fluchtursachen“, rief Holz einen wichtigen Aspekt ins Bewusstsein. „Das Fairtrade-Siegel ist keine Ablassplakette.“ Jüngst veröffentlichte Zahlen zeigten, dass das Engagement Wirkung erziele. Im Jahr 2024 stieg der Umsatz mit Fairtrade-Produkten in Deutschland auf rund 2,6 Milliarden Euro, was einem Pro-Kopf-Umsatz von etwa 30 Euro entspricht. Zum Vergleich: In Österreich lag der Pro-Kopf-Umsatz im letzten Jahr bei etwa 73 Euro, in der Schweiz sogar bei rund 112 Euro. Für Holz ist klar: Es bleibe noch viel zu tun – aber das Engagement in Städten wie Ostfildern mache Hoffnung. „Jede gute Eine-Welt-Arbeit kann zu einem festen Bestandteil des Profils und Images einer Kommune werden – und Ostfildern ist da weiterhin richtig gut dabei“, betonte Holz abschließend.

Gewürdigt wurde beim Festakt insbesondere das ehrenamtliche Engagement und der stetige Einsatz zahlreicher Bürgerinnen und Bürger für den Fairen Handel. Stellvertretend für die Engagierten zeichnete Heidrun Mack-Wabnegger den Weg, den das Thema Fairer Handel in der Stadt genommen hat, nach. Sie erinnerte an die Anfänge in kleinen Gruppen, vor allem in Kirchengemeinden, und an das wachsende Netzwerk, das sich daraus entwickelt und schließlich in der Gründung des Vereins Eine Welt Ostfildern fortgesetzt hat. „Heute bringt der Verein eine Vielzahl von Aktionen auf den Weg: von regelmäßigen Ständen auf den Wochenmärkten über Bildungsangebote bis hin zu Beteiligungen an der Fairen Woche und städtischen Veranstaltungen“, zählte die Vereinsvorsitzende die Bandbreite des Engagements auf. Lübke dankte allen Beteiligten: „Sie haben Haltung gezeigt. Sie haben Ihre Freizeit, Ihre Kreativität und Ihre Kraft eingebracht, um etwas zu bewegen. Und Sie haben bewiesen: Eine Stadtgesellschaft kann etwas verändern – wenn sie gemeinsam handelt.“



20.05.2025 10:47:07