Das Luftbild zeigt einen Teil der Hindenburgstraße in Nellingen. Es wurde im Sommer 1969 aufgenommen. Man blickt in Richtung Südosten. Vorne rechts quert die Bismarckstraße. Links sieht man das Café Haag in der Hindenburgstr. 5 (heute Bäckerei Unrath und BW-Bank). Das angeschnittene Gebäude vorne rechts wurde wenig später abgerissen. Hier steht heute die Volksbank.


Nellingen Hindenburgstraße 1969

Ein Luftbild-Betrieb hat dem Stadtarchiv alle 35 Aufnahmen dieses Flugs über Nellingen zu einem Pauschalpreis angeboten. Das Geschäftsmodell war wohl, ohne Auftrag über einen Ort zu fliegen und alles zu fotografieren, was irgendwie nach einem Gewerbebetrieb oder einer öffentlichen Einrichtung aussah. Die Aufnahmen wurden später den Betrieben zum Kauf angeboten. Manch einer wird "sein" Foto erworben und stolz aufgehängt haben. 

Für das Stadtarchiv sind die Luftbilder interessante Momentaufnahmen, die durch die geringe Flughöhe viele Details der damaligen Bebauung zeigen. Luftbilder gibt es öfters, aber meist aus größerer Höhe oder als Senkrechtaufnahme.


Neuerwerbung des Monats April

Das Foto ist etwa 1956 entstanden und zeigt das Haus Kirchheimer Str. 29 in Ruit. Links geht es in die Hedelfinger Straße, man sieht noch die Bäckerei Mack in der Hedelfinger Str. 4. Es war das Haus des Schuhmachers Hermann Stiefel. Vermutlich wurde das Foto von einer Bausparkasse in Auftrag gegeben, denn wir kennen aus diesen Jahren etliche qualitativ hochwertige Aufnahmen im Format 13x18, die zu Dokumentationszwecken im Vorfeld einer Gebäudemodernisierung gemacht wurden. Und tatsächlich gibt es zwei Jahre später von diesem Haus auch ein Foto, auf dem man eine neue Schaufensterfassade sieht. 


Ruit Kirchheimer Str. 29 um 1956

Die Aufnahme kam mit vielen anderen Dokumenten aus der Familie Stiefel ins Stadtarchiv. Vier Generationen haben seit 1882 über hundert Jahre lang das Schuhmacherhandwerk in Ruit ausgeübt, immer im Bereich dieser Kreuzung: zuerst in der Kirchheimer Straße 28, dann in der Hedelfinger Str. 6, dann im abgebildeten Haus und zuletzt seit 1977 im Geschäftshaus Kirchheimer Str. 25 (bis vor kurzem BW-Bank). Das Foto ist auch deshalb so wertvoll, weil durch den Neubau des "Haus Liselotte" der Gradmann-Stiftung kein einziges dieser Gebäude mehr steht. 


Neuerwerbung des Monats März 2023

Das wäre sie gewesen, die Neuerwerbung des Monats März. Sie wurde es aber leider nicht. Es geht um eine kleinformatige Radierung des Murrhardter Künstlers Reinhold Nägele (1884-1972). Sie ist bezeichnet mit "Bei Nellingen 1913" und zeigt den Blick auf Nellingen durch das Körschtal. Im Vordergrund sieht man die Serpentinen der alten Straße nach Neuhausen. Hier sind Spaziergänger genauso unterwegs wie ein Radfahrer und sogar ein Automobil. Links ist die Hahn-Mühle abgebildet. Am oberen Bildrand erkennt man die letzten Häuser der Neuhauser Straße und das Dorf mit dem Turm der St.-Blasius-Kirche.


Nellingen Reinhold Nägele 1913

Die Radierung des bekannten Künstlers wurde in einem Stuttgarter Auktionshaus versteigert. Das Stadtarchiv hat ein Internet-Gebot im Rahmen seines Budgets abgegeben, wurde aber leider überboten. So bleibt ein Screenshot zur Erinnerung daran, dass es dieses Kunstwerk gibt und dass das Original jetzt vermutlich eine private Wohnzimmerwand schmückt.


Neuerwerbung des Monats Februar 2023

Auch die Neuerwerbung des Monats Februar 2023 kommt aus Scharnhausen. Es zeigt die Sänger des Gesangvereins Sängerlust im Jahr 1952 bei einem Konzert zu Ehren ihres langjährigen Dirigenten Rudolf Gehrung. Er feierte damals seinen 50. Geburtstag. Rudolf Gehrung hatte die Sängerlust bereits seit 1925 musikalisch geleitet und sollte das noch bis ins Jahr 1970 fortführen. Der gebürtige Kemnater leitete zumindest zeitweise fast alle Chöre auf den Fildern, darunter auch den Gesangverein „Hoffnung“ in Kemnat und den Sängerbund in Ruit. Einige dieser Chöre bildeten sogar einen Großchor, die „Gehrung´sche Chor­gemein­schaft“. Gotthilf Fischer, der damals in Deizisau daheim war, hat vielleicht seine Idee der Fischerchöre von Gehrung abgeschaut – oder war es andersherum?


Scharnhausen Gesangverein Sängerlust 1952

Das Foto ist Teil des Vereinsarchivs der Sängerlust Scharnhausen. Es kam unlängst als sogenanntes Depositum in das Stadtarchiv Ostfildern. Das heißt, die Unterlagen sind weiterhin Eigentum des Vereins, werden aber im Stadtarchiv aufbewahrt. Der Scharnhäuser Traditionsverein, der 2022 sein 150-jähriges Jubiläum feierte, lagert nun einen laufenden Meter geballter Vereinsgeschichte im Stadtarchiv.  


Neuerwerbung des Monats Januar 2023

Das Foto zeigt Jakob Kögler (1869-1959) aus der Ruiter Str. 22 in Scharnhausen. Vermutlich wurde es wenige Jahre vor seinem Tod aufgenommen. Er war damals schon weit über 80 Jahre alt und konnte auf ein langes Leben zurückblicken. Jakob Kögler hatte eine private Landwirtschaft, arbeitete aber auch 40 Jahre lang als Gestütswart im ehemals Königlichen Privatgestüt Scharnhausen. Er hatte eine Dienstuniform und genoss quasi einen Beamtenstatus. Auch im Ruhestand wurde er deshalb gut versorgt. An seinem Lebensende bekam er jeden Monat 130 Mark Ruhegeld im Auftrag der "Privaterben S.K.H. Herzog Wilhelm von Württemberg" überwiesen. Das war damals eine gute Pension. 


Scharnhausen Gestütswart Jakob Kögler

Das Foto wurde von der Urenkelin zum Einscannen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!


Neuerwerbung des Monats Dezember 2022

Das Foto zeigt die nördliche Hedelfinger Straße im Jahr 1950, also noch einige Jahre vor dem Ausbau. Man blickt ortseinwärts. Links sind die drei Doppelhäuser Hedelfinger Str. 68-78 zu sehen, die heute noch stehen. Rechts angeschnitten ist die Hedelfinger Str. 66. 

Die Doppelhäuser gehörten zur so genannten "Ukraine". Diesen nicht offiziellen Namen bekamen die Häuser, weil sie in der Regel von Arbeitern bewohnt wurden, die in Ruit traditionell links eingestellt waren. Die Doppelhäuser wurden 1921 mit dem Ruiter Bau- und Sparverein erbaut, so dass sie zwar einfach und klein waren, aber noch erschwinglich für Bauherren, die nicht viel Geld hatten. Im Buch "Orts-Chronik Ruit 1924-1934" des Stadtarchivs (Schriftenreihe Bd. 11), sind die Häuser sowie der Bau- und Sparverein ausführlich beschrieben.  


Ruit Hedelfinger Straße 1950

Dieses Bild ist das Ergebnis einer langen Suche. Bis dato war im Stadtarchiv kein einziges älteres Foto von diesen Häusern bekannt. Das Stadtarchiv hat schließlich alle Hauseigentümer angeschrieben in der Hoffnung, dass jemand ein solches Foto im Album findet. Und tatsächlich: Eine Bewohnerin hat sich gemeldet! Übrigens: Auch beim Unternehmen, das 1938 den Bau- und Sparvereins übernommen hatte, wurde recherchiert. Fotos hat man zwar keine gefunden, aber dafür konnte das Stadtarchiv die dort befindlichen Unterlagen des Bau- und Sparvereins als Schenkung übernehmen. Eine wertvolle Ergänzung der Ruiter Überlieferung! 


Neuerwerbung des Monats November 2022

Das Foto von Ernst Illi wurde vermutlich 1916 aufgenommen, als er mit 17 Jahren als Soldat in den Ersten Weltkrieg ziehen musste. Es ist aus einer Gruppenaufnahme herausvergrößert. Man sieht ein Gesicht, das ängstlich in die Zukunft blickt. 

Ernst Illi ist im Kirchgässle 3 in Ruit aufgewachsen. Nach dem Kriegseinsatz, bei dem er mit Giftgas in Berührung gekommen ist, bekam er psychische Probleme. 1922 wurde er in die Heilanstalt Winnental eingeliefert. Am 3. Juni 1940 wurde er von dort im Rahmen der nationalsozialistischen Aktion "T4" nach Grafeneck auf die Schwäbische Alb verlegt und vermutlich noch am selben Tag ermordet. Der Künstler Gunter Demnig hat deshalb zu seinem Gedenken am 15. November einen Stolperstein im Kirchgässle verlegt. 


Ruit Ernst Illi 1916

Das Stadtarchiv hat im Vorfeld der Stolpersteinverlegung in der Verwandtschaft des Opfers nach Fotos gesucht, um seine Biografie zu illustrieren. Dieses Foto ist bisher das einzige, das bekannt ist. 


Neuerwerbung des Monats Oktober 2022

Das relativ kleine Foto zeigt einen Planentwurf, der eigentlich ein viel größeres Format hatte. Es handelt sich um eine Siedlungsplanung für Ruit aus dem Jahr 1933. Damals hatten Studenten der Technischen Hochschule Stuttgart den Auftrag, im Rahmen ihres Architekturstudiums eine Neubausiedlung zu entwerfen. Es waren wohl - zumindest in diesem Entwurf - Reihenhäuser und Doppelhäuser vorgesehen. 

Diese Planung gab es tatsächlich. In den Akten der Gemeinde Ruit sind für die Jahre 1933 bis 1935 Unterlagen über die Planung einer "Stadtrandsiedlung" auf Ruiter Gemarkung enthalten. Es handelte sich um eine "Kurzarbeitersiedlung" der Stadt Stuttgart zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung. Das Baugelände mit einer Fläche von fast 26 Hektar sollte zwischen Horberwald und Abendeck liegen, also in Richtung Heumaden. Mit Projekten wie diesem schafften es die Nationalsozialisten in den ersten Jahren ihrer Herrschaft, Sympathien zu erwerben. "Endlich wird etwas für uns getan", dachten sich viele. Diese Siedlung kam freilich nie aus dem Planungsstadium heraus und wurde nicht verwirklicht. 


Ruit Siedlungsplanung 1933

Das Foto wurde in Rumänien über Ebay angeboten. Es ist eine schöne Ergänzung zu den Unterlagen im Ruiter Aktenbestand.


Neuerwerbung des Monats September 2022

Endlich mal wieder eine Neuerwerbung aus Kemnat! Das Foto wurde um 1929 aufgenommen und zeigt drei Personen, die für den Fotografen posieren. Für das Stadtarchiv ist nicht so sehr interessant, wer da fotografiert wurde, sondern, wo das Foto aufgenommen wurde: So sah es unterhalb des heutigen Kindergartens Waldstraße aus. Man sieht eine Klinge, wie sie in der Vorkriegszeit viel öfter anzutreffen waren. Die Landschaft war durch Hohlewege und Klingen viel tiefer eingeschnitten, als wir das heute kennen. In der Nachkriegszeit wurden solche Geländeeinschnitte dann unter anderem durch den Aushub bei Neubauten eingeebnet bzw. abgeschwächt. 

Was auch interessant ist, sind die Kopfweiden auf dem Foto. Sie waren früher sehr verbreitet und prägten die Landschaft weit mehr als heute.


Kemnat Klinge Waldstraße 1929

Das Foto wurde zum Einscannen von einem Kemnater ausgeliehen, der sich schon sein ganzes Leben lang für die Ortsgeschichte interessiert und viel erzählen kann.


Neuerwerbung des Monats August 2022

Die Neuerwerbung des Monats August ist wiederum ein Foto aus Scharnhausen. Es muss um 1936 aufgenommen worden sein, auf jeden Fall vor der Pflasterung der Plieninger Straße, die zwischen 1939 und 1941 durchgeführt worden war. Die Aufnahme zeigt eine Hochzeitsgesellschaft vor dem Haus Plieninger Str. 2. Rechts geht es nach Ruit, links hoch in Richtung Plieningen. So ein Gruppenbild ist nicht nur interessant, weil man die Abgebildeten identifizieren oder die damalige Hochzeitsmode studieren kann. Auch der Hintergrund ist oft aufschlussreich, in diesem Fall die Schilder an der Hauswand. Sie sind vom "Deutschen Touring Club" angebracht und zeigen dem Autofahrer den Weg nach Tübingen (über Plieningen) und nach Stuttgart (über Ruit). Darunter ist Werbung für Dunlop-Reifen zu sehen. Ein paar Jahre zuvor hatte es diese Schilder noch nicht gegeben. Die 1930er-Jahre waren eben auch das Jahrzehnt des ansteigenden Automobilverkehrs. 


Scharnhausen Hochzeit um 1936

Der Scan kam über ein Scharnhauser Fotoalbum in die Sammlung des Stadtarchivs. Danke dafür, dass es kurzfristig ausgeliehen werden konnte! Es ist inzwischen wieder wohlbehalten zurück. 


Neuerwerbung des Monats Juli 2023

Das Foto zeigt den Männerchor Sängerlust Scharnhausen am 30. Juli 2022 beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen des Vereins. Die Sängerlust ist damit der älteste Verein Scharnhausens. Die Veranstaltung fand im Saal des Gasthauses Lamm statt, wo die Sängerlust traditionell ihr Vereinslokal hat und jeden Montag die "Singstunde" abhält. Auf der Saalbühne sind immer noch die Kulissen eines Zimmers aufgestellt, denn hier fanden bis vor einigen Jahren regelmäßige Laientheatervorführungen statt. 

Links sieht man die Chorleiterin Sabine Frömke beim Dirigieren. Die acht Herren - der Jüngste ist schon über 70 Jahre alt - sind immer noch gut bei Stimme. Sie würden sich aber freuen, wenn sich noch ein paar Sänger dazugesellen würden, damit der Verein auch noch das 175-jährige Jubiläum feiern kann.


Scharnhausen Sängerlust Jubiläum 150 Jahre 2022

Stadtarchivar Jochen Bender hat bei dieser Veranstaltung die Festrede zur Geschichte der Sängerlust gehalten. Was liegt da näher, als schnell noch ein paar Bilder für die Fotosammlung des Stadtarchivs zu schießen? 


Neuerwerbung des Monats Juni 2022

Eigentlich wäre mal wieder ein Foto aus Kemnat dran, aber es kam im Juni keines ins Stadtarchiv. So wird als Neuerwerbung des Monats Juni 2022 ein aktuelles Foto aus dem Scharnhauser Park gezeigt. Links angeschnitten sieht man die Nelly-Sachs-Str. 24, rechts angeschnitten die Nelly-Sachs-Str. 22. Das Haus im Hintergrund hat die Adresse Ricarda-Huch-Str. 17 und 19. Diese neue Wohnanlage sieht mit ihren geschwungenen Balkonen sehr hochwertig aus. Der Gebäudekomplex erinnert eher an eine Hotelanlage als an "Wohnblocks". 


Scharnhauser Park Neubauten 2022

Die Aufgabe des Stadtarchivs ist es auch, aktuelle Fotos zu machen, um später historische Aufnahmen in der Fotosammlung des Stadtarchivs zu haben, ganz nach dem Motto: "Die Gegenwart ist die Vergangenheit der Zukunft". 


Neuerwerbung des Monats Mai 2022

Die Abbildung aus den Jahren um 1900 zeigt den ersten Feuerwehrturm in Nellingen, damals "Steigerthurm" genannt. Er wurde 1896 eingeweiht und stand "in den Remisen". Die offizielle Adresse war Neuhauser Str. 3, aber das Gebäude stand eigentlich in der Wettenhartstraße, die es damals noch nicht gab. Die heutige Adresse wäre Wettenhartstr. 2. Man sieht den Spritzenturm gut auf den frühen Luftbildern. Die Dresch- und Maschinenhalle des Spar- und Darlehenskassenvereins wurde direkt dahinter angebaut. Hinter den beiden Toren war vermutlich Platz für die Feuerwehrgerätschaften bzw. für den Spritzenwagen. 


Nellingen Feuerwehrturm um 1900

Die Zeichnung ist auf einer Mehrbild-Ansichtskarte zu finden, die über Ebay erworben werden konnte. 


Neuerwerbung des Monats April 2022

Das Foto aus dem Jahr 1961 zeigt einen Blick in die damalige Waldstraße in Ruit. In der Mitte sieht man das Haus Berkemer, heute Am Klebwald 3, das 1926 erbaut wurde. Hier sieht man es noch in der ursprünglichen Architektur mit Walmdach. 1963 wurde es zum Satteldach umgebaut, um Raum für eine Dachwohnung zu gewinnen. 

Auch die Waldstraße selbst - hier noch ein schmales Sträßchen - wurde neu gestaltet: Erst wurde sie 1962 für die Kanalisation aufgerissen, dann erfolgte der Ausbau zur heutigen Straßenbreite. 


Ruit Waldstraße 1961

Dieses Bild kam von einer heimatverbundenen Ruiterin zum Scannen ins Stadtarchiv. Sie hat vom Aufruf des Stadtarchivs gelesen, Ruiter Fotos für einen Bildband zu Verfügung zu stellen. Das Buch soll 2023 zum 850-Jahr-Jubiläum Ruits erscheinen. Mit der Zeit kommen auf diese Weise immer wieder "neue" Fotos in die Fotosammlung des Stadtarchivs. Haben Sie auch noch Fotos von Ihrer Straße oder von Ihrem Haus in Ruit aus der Vor- oder Nachkriegszeit? Dann melden Sie sich beim Stadtarchiv! Herzlichen Dank schon im Voraus.