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Herzlich Willkommen zum Neujahrsempfang der Stadt Ostfildern. Schön, dass Sie alle da sind. Und wir einmal mehr gemeinsam diesen Auftakt in ein neues Jahr begehen können.

Ich begrüße alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt sehr herzlich. Ebenso die Gäste von außerhalb. Mein Gruß gilt allen politisch Verantwortlichen, sei es im Bund, Land, Region oder der Kommune. Er gilt den Vertretern der Vereine, Kirchen und Schulen. Es freut mich, dass Menschen von der Polizei, der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen zu Gast sind. Ich begrüße die Vertreter von Unternehmen, aus der Welt der Kultur und des Sports. Kurzum, Sie alle, die Sie gemeinsam unsere Stadtgesellschaft in Ostfildern bilden.

Vielen Dank für den schwungvollen musikalischen Auftakt. Sie hörten das Streichquartett Manon and Co. Nachher werden Sie noch mehr davon genießen können. Eine der Musikerinnen unterrichtet im übrigen an der städtischen Musikschule.

Gleich zu Beginn darf ich Ihnen und Ihren Familien ein gutes, erfolgreiches, gesundes und friedvolles Jahr 2024 wünschen.


Das sind eigentlich sehr übliche Formulierungen für einen Neujahrsgruß. Und doch nehmen wir diese heute anders wahr als früher, stutzen vielleicht sogar für einen kurzen Moment. Den Wert der Gesundheit hat uns nicht erst die Pandemie mehr als deutlich gemacht. Mich hat das Virus erst vor kurzem erstmals erwischt und ich war und bin sehr froh um die drei Impfungen und den glimpflichen Verlauf.

Vor allem ist uns allen in der jüngsten Vergangenheit aber erneut sehr deutlich vor Augen geführt worden, dass unser friedliches Zusammenleben in Deutschland, in Ostfildern alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Wenn wir in die Ukraine schauen, oder seit einigen Wochen auch in den Nahen Osten, dann werde ich regelrecht demütig wegen unserer Situation hier.

Denn ich finde, wir können froh und dankbar dafür sein, dass wenn wir uns eine gute Nacht wünschen, niemand Sorge haben muss, dass mitten in der Nacht die Sirenen heulen und wir in einen Bunker hasten müssen. Wir können froh und dankbar dafür sein, dass unsere Kinder in funktionierende Schulen gehen können, die nicht zerbombt sind. Wir können froh und dankbar dafür sein, dass unsere Krankenhäuser ausschließlich der Genesung der Patienten dienen und nicht Waffenlager oder gar Terrorzentralen sind. Wir können froh und dankbar dafür sein, dass wenn wir von „Tretmienen“ beim Spazieren gehen reden, wir nur einen Haufen Hundescheiße meinen und nicht um Leib und Leben fürchten müssen.

Das sind nur ein paar wenige Beispiele. Ich bin sicher, Ihnen würden noch mehr einfallen. Warum sage ich das so betont? Weil ich überzeugt davon bin, dass wir manches viel zu selbstverständlich nehmen. Dabei ist es das eben nicht. Vielfach wird gerade darüber gesprochen, dass wir eine mehr und mehr gereizte Stimmung in unserer Gesellschaft haben. Die Bereitschaft zum Kompromiss schwindet. Aber ohne Kompromiss ist Politik handlungsunfähig! Zumindest die demokratische Politik. So wie unser persönliches Leben nicht nur aus schwarz oder weiß, sondern aus ganz vielen Zwischentönen besteht, so ist das auch in der Politik. Glasklare Ansagen sind relativ selten. Sondern in den allermeisten Fällen ist es ein Aushandeln zwischen verschiedenen Positionen und Meinungen. Wir merken aber hin und wieder leider auch bei manchen Themen in Ostfildern, dass bildlich gesprochen der Kirchturm immer noch das Ende des Horizonts bilden kann. Oder wir merken es bei Debatten in der Region, wenn ich an die Gespräche um Flugrouten denke.

Der Egoismus nimmt immer mehr zu. Oder vielleicht besser das rechthaberische Beharren darauf, dass nur meine eigene Meinung zählt und die wahre und richtige sein kann. Deswegen blockieren die einen Straßen, weil sie finden, dass der Staat viel zu wenig für das Klima tut. Und die anderen blockieren dieselben Straßen, weil sie dagegen protestieren, dass der Staat ihren Diesel etwas verteuern will. Nirgendwo scheint eine gute Lösung in Sicht zu sein. Aber längst stehen sich nicht nur radikale Minderheiten unerbittlich gegenüber. Das bildet insgesamt eine gefährliche Mischung aus Ermüdung, Frust, Aggression und vielleicht auch Angst. Angst vor der Zukunft. Oder Angst um den eigenen Status. Angst vor dem Abstieg. Es ist und bleibt zwar wie gesagt immer eine Minderheit, die so agiert. Aber der Tonfall verbreitet sich nicht zuletzt durch die sogenannten sozialen Medien eben weiter und erreicht dann auch die Mehrheit. Und so bekommt dann irgendwann ganz Deutschland schlechte Laune. Und der hässliche Umgang miteinander sickert regelrecht in unseren Alltag hinein.

Deswegen rate ich uns allen zu einem mehr an Gelassenheit. Ausgeglichenheit. Dankbarkeit für das, was wir erreicht haben und erreichen können. Übrigens ist Gelassenheit nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit. Ganz im Gegenteil. Letztes Jahr gab es ein für mich sehr beeindruckendes Gegenbeispiel. Als sich die Meldung rasant verbreitete, dass ein Junge aus Kemnat vermisst wurde, da hat sich sofort eine beispiellose Suchaktion in der ganzen Stadt entwickelt. Fußballer vom TB Ruit haben das Training abgebrochen und sind losgegangen. Die Feuerwehr stand selbstverständlich sofort parat. Viele sind spontan über die Felder und haben auf eigene Faust gesucht. Für mich ein starkes Signal: dass uns unsere Mitmenschen eben nicht egal sind. Dass wir in schwierigen Situationen in ganz Ostfildern zusammenstehen. Und füreinander da sind. Wir sollten mehr auf solche Dinge achten und diese in den Mittelpunkt stellen. So eine innere Haltung kann natürlich niemals „von oben“ verordnet werden. Aber wir können immer wieder diese positiven Dinge wahrnehmen, weiter verbreiten und uns daran orientieren.

Wenn wir noch einmal auf das vergangene Jahr schauen, dann gab es natürlich wieder einige Besonderheiten. Viele von Ihnen haben den Jahresrückblick in der Stadtrundschau gelesen, deswegen will ich das nicht im Detail wiederholen.

Aber auf unsere neue Sporthalle, hier in der unmittelbaren Nachbarschaft, will ich doch hinweisen. Es war eine mutige Entscheidung des Gemeinderats, dieses Projekt zu starten. Wenn wir uns heute das Ergebnis ansehen, dann kann ich nur den Hut davor ziehen. Es war genau richtig so. Und es freut mich sehr, dass bei einer Besichtigung kurz vor Weihnachten viele Gemeinderätinnen und Gemeinderäte das genau so bewertet haben.

Das zeichnet Ostfildern in meinen Augen aus. Dass wir in der Lage sind, weit über das Heute hinaus zu schauen. Das Morgen zu denken. Und auch bereit sind, das entsprechende Risiko einzugehen.

Jetzt werden Sie denken: klar, der OB muss das ja so sagen. Da haben Sie recht. Grundsätzlich bin ich ein optimistisch und positiv denkender Mensch. Aber das bewerte eben nicht nur ich so, sondern es wird auch von außen so wahrgenommen. Und das gilt auch für andere Bereiche.

Wir werden nächste Woche einen Besuch der Wirtschaftsministerin des Landes haben. Weil Frau Hoffmeister-Kraut sich für unsere Ideen zum neuen Gewerbegebiet in Scharnhausen interessiert. Die sind, was Energie angeht, was Mobilität angeht, ziemlich einzigartig in Baden-Württemberg. Vielleicht sogar weit darüber hinaus.

Und kurze Zeit später wird ihr Kabinettskollege Lucha bei uns sein, um die Vernetzung im Bereich der Altenhilfe zu würdigen. Hier hat Ostfildern ein Alleinstellungsmerkmal. Nirgendwo im Land funktioniert die Zusammenarbeit so optimal wie bei uns. Und nun wenden wir uns der Telematik zu. Mit digitalen Anwendungen bekommen Pflegende, Ärzte und Therapeuten mehr Zeit für das Wesentliche: die jeweiligen Patienten, die Menschen.

Natürlich ist mir bewusst, dass es bei Minister-Besuchen immer auch um schöne Fotos geht. Aber ohne den besonderen Inhalt gäbe es halt die jeweiligen Termine nicht.

Wir haben es uns seit vielen Jahren zur Übung gemacht, um Spenden beim Neujahrsempfang zu bitten. Nicht im Sinne eines Eintrittspreises. Der Sekt, die Häppchen, der Service nachher bleibt natürlich immer gleich. Gleich gut. Und gleich kostenlos. Aber eine Spende im Sinne eines Zeichens, dass wir wissen, wie gut es uns geht. Und dass das aber leider nicht für alle Menschen in der Stadt gleichmäßig gilt. Dieses Jahr haben wir deswegen den Tafelladen in der Hindenburgstraße in Nellingen dafür vorgesehen. Sie finden nachher im Foyer auch einen Infostand dazu.

Der Tafelladen ist mir ehrlich gesagt ein großes Herzensanliegen. Denn mir ist es wichtig, dass wir auch an die Menschen denken, die – aus welchen Gründen auch immer - auf eine solche Einrichtung angewiesen sind. Und das ist heute eben keine große Ausnahme mehr. Deswegen ist es ein Zeichen einer starken, solidarischen Gesellschaft, dass es dieses Angebot mitten unter uns gibt.

Meine Idee ist, dass wir all das, was Sie nachher in den Tütchen hinterlassen, durch zwölf teilen. Und damit Monat für Monat einen Einkauf machen. Damit unsere Unterstützung das ganze Jahr hindurch spürbar wird. Und wir werden zwölf verschiedene Menschen um die Einkäufe bitten. Denn jede und jeder hat ja andere Vorlieben. Und so werden die Menschen, die das dringend nötig haben, das ganze Jahr von Ihrer Großzügigkeit profitieren. Wahrscheinlich werden wir auch den einen oder anderen Bericht in der Stadtrundschau damit verbinden. Damit wir das Thema der Spenden an den Tafelladen immer wieder in Erinnerung bringen.

Ich kann immer nur eine Bitte äußern. Aber gerade dieses Jahr tue ich das mit großer Überzeugung: bitte unterstützen Sie die Menschen in Ostfildern, die auf den Tafelladen angewiesen sind - so sehr, wie Sie das eben verkraften können. Auch das wäre wieder ein Zeichen der Stärke für unsere Stadt.

Wenn wir auf 2024 schauen, dann kommen natürlich die Wahlen in den Blick. Der Söder Markus will unbedingt vorgezogene Bundestagswahlen. Das sehe ich momentan noch nicht. Aber das habe ich auch nicht wirklich zu entscheiden. Wir sind auf jeden Fall jetzt schon dabei, andere Wahlen vorzubereiten. Die Europa-, Regional-, Kreistags- und Gemeinderatswahlen am 09. Juni.

Alle sind wichtig, aber ich will mich heute auf die Gemeinderatswahl beschränken. Denn das sind die Wahlen, die unser Zusammenleben in Ostfildern sehr unmittelbar beeinflussen werden. Mein Dank gilt jetzt schon allen, die sich diesem demokratischen Wettbewerb stellen. Vor allem auch denen, die nachher nicht im Gemeinderat sitzen werden. Ich habe als relativ junger Kerl mal in Schorndorf auf Patz zwei der SPD-Liste kandidiert. Und bin nicht gewählt worden. Gut, das war jetzt kein dramatischer Knick in meinem Lebenslauf. Aber soll nur sagen, dass ich gut verstehen kann, dass da manche Erwartungen nicht erfüllt werden. Und trotzdem ist es unfassbar wichtig, dass sich viele Menschen aus unser Stadt bereit erklären, sich für dieses Amt der Gemeinderätin oder des Gemeinderats zur Verfügung zu stellen. Die Aufgaben und Herausforderungen, die vor uns liegen, brauchen einen kompetenten, engagierten und verantwortungsvollen Gemeinderat.

Ich bin Wahlleiter. Deswegen darf ich natürlich eine neutrale Position nicht verlassen. Aber ganz neutral darf ich sagen, dass es der Stadt und ihrer Entwicklung mit Sicherheit sehr gut getan hat, dass eine Partei, die sehr einfache Lösungen anbietet und sich Alternative für Dingens nennt, in den letzten Jahren nicht im Gemeinderat war. Aus meiner privaten Sicht brauchen wir die auch weiterhin nicht. Weil die anstehenden Fragen wesentlich komplexer sind, als es deren Repräsentanten überhaupt nur verstehen.

Zumal die ja manchmal versuchen, uns für doof zu verkaufen: Alice Weidel sagt zum Beispiel, sie sei nicht queer. Sie lebt halt nur mit einer Frau zusammen. Was mir persönlich komplett egal ist, aber dann hilft es halt schon, wenn man oder frau dazu steht. Und zufällig lebt sie halt in der Schweiz. Kann man natürlich machen. Als Alternative zu Deutschland. Und jetzt soll sie auch noch bei ihrer Doktorarbeit geschummelt haben. Also arg weit her ist es mit Anstand und Respekt vor Institutionen da auch nicht.

Beim letzten Neujahrsempfang habe ich gesagt, dass der Glasfaserausbau in Nellingen 2023 starten werde. Deswegen bin ich gegen Ende des Jahres ein paar mal gefragt worden, wo das denn nun tatsächlich der Fall sei. Und alle Fragesteller haben leider recht: diese Aussage ist nicht Wirklichkeit geworden. Ich kann dazu nur sagen, dass wir bei der Stadt alle Voraussetzungen dafür geschaffen haben, dass es auch wirklich klappt. Ein ziemlich großes Telekommunikationsunternehmen mit Sitz in Bonn hat sich dagegen an so gut wie keine Abmachung gehalten. Ich will jetzt nicht das schwarze Peter Spiel in Magenta betreiben. Aber Sie sollen sich auch weiterhin auf meine Aussagen verlassen können. Deswegen sage ich vorsichtshalber nichts konkretes mehr zu Baustart und dessen Rahmenbedingungen. Vielleicht erleben wir dann ja eine positive Überraschung.

Was uns dieses Jahr innerhalb der Verwaltung, aber sicher auch in den Vereinen und anderen Institutionen beschäftigen wird, ist das herannahende Stadtjubiläum. 2025 werden wir 50 Jahre Stadt Ostfildern feiern. Es gibt dazu schon ein paar Ideen und Ansätze. Aber gerne greifen wir auch Ihre Vorschläge auf. Denn schließlich ist es ja Ihre Stadt. Ich bin sicher, dass es uns gelingen wird, ein buntes, vielfältiges und für alle Alters- und Interessensgruppen attraktives Programm zu entwickeln.

Der Klimaschutz gehört zu den herausragenden Themen, denen wir uns immer und jederzeit stellen müssen. Und uns in Ostfildern auch stellen. Mit einer Vielzahl an Aktivitäten. Die am stärksten wahrnehmbare war sicher unser Förderprogramm für die sogenannten Balkonkraftwerke. Das klingt erst einmal nicht spektakulär. Aber wenn man dann den persönlichen Verbrauch ein wenig zu den Zeiten steuert, in denen die Sonne besonders scheint, dann sind das viele wertvolle kleine Schritte auf dem großen Weg zur Klimaanpassung.

Überhaupt finde ich, dass wir in diesem Bereich besser sind als wir oft selber meinen. Drei kleine Beispiele hierzu. In Deutschland ist im vergangenen Jahr der Anteil der erneuerbaren Energien auf fast 60 Prozent gestiegen. Dafür hat sich die Zahl der Inlandsflugreisen im Vergleich zu 2019 – also vor Corona - halbiert. Und dank des Deutschlandtickets boomen Busse und Bahnen. Auch hier ist das Glas also in meinen Augen halbvoll statt halbleer. Aber ehrlicherweise ist es eben auch noch nicht randvoll. Der Klimaschutz wird weitere Anstrengungen von uns fordern.

Sie alle haben in den Nachrichten der letzten Tage die Bilder zum Beispiel aus Niedersachsen gesehen. Wie das Hochwasser dort verheerende Schäden angerichtet hat. Niedersachsen klingt für manche vielleicht weit weg. Aus der globalen Perspektive ist es aber uns Eck. Deswegen waren und sind wir gut beraten, unsere Aktivitäten im Hochwasserschutz ernst genommen zu haben. Die Anlage in Scharnhausen ist zugegeben ein ziemlicher Hingucker. Und manche bezweifeln natürlich, ob das alles wirklich nötig war. Das nennt man dann das Präventions-Paradox. Wir haben so gute Vorsorge getroffen, dass nichts passiert. Aber weil nichts passiert, wird der Aufwand dafür in Frage gestellt. Ein Dilemma, aus dem es keinen wirklichen Ausweg gibt.

Wir haben bei der Stadt inzwischen eine Social-media-Managerin. Toller Titel. Drunter machen wir es nicht. Aber ernsthaft: es ist in der Zwischenzeit einfach so, dass wir auf den herkömmlichen Wegen immer weniger Menschen erreichen. Und gerade bei der Suche nach neuen, motivierten und ambitionierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen wir alle Wege ausprobieren. LinkedIn und Xing sind dabei die sicherlich vielen von Ihnen bekannten Stichworte. Und daneben wollen wir natürlich auch mit Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, über Kanäle wie Instagram und Facebook in Kontakt bleiben. Wir freuen uns über ständig steigende Followerzahlen. Probieren Sie es ruhig zuhause einmal aus. Durch diese Form der Kommunikation wollen wir auch die verschiedenen Bereiche der Stadt und ihrer Verwaltung noch näher zusammenbringen.

Wir beschäftigen uns auch mit der Frage, was künstliche Intelligenz für die Verwaltung bedeuten kann. Bedeuten wird. Wie sie unser alltägliches Arbeiten in den nächsten Jahren verändern wird. Keine Sorge: jeder Satz meiner Rede heute stammt von mir persönlich und nicht von Chat GPT. Aber es dürfte nicht mehr lange dauern und Sie würden den Unterschied wahrscheinlich nur in Nuancen merken. Wenn überhaupt. Bei etlichen standardisierten Verfahren kann uns die KI in der Verwaltung aber tatsächlich helfen. Kann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten. Die dann Zeit haben, sich mehr strategischen Überlegungen zu widmen. Ich glaube nicht, dass KI das Wunderding sein wird, das alles andere ablöst. Aber es kann ein Hilfsmittel werden, dass wir – wenn wir es klug einsetzen – als Arbeitgeber noch interessanter werden können.

Vorhin sprach ich bereits von Krieg und Frieden. Diese existenziellen Fragen beschäftigen uns auch hier in Ostfildern so stark wie seit Jahren nicht mehr. Der Krieg in Israel, im Gazastreifen geht unvermindert weiter. Ich danke der Bürgerstiftung, dass sie zu einer beeindruckenden Kundgebung zusammen mit der Stadt aufgerufen hat. Und dass dabei viele andere Partner mit an Bord waren. Für mich war das ein Zeichen, dass Ostfildern für ein weltoffenes, friedliches und menschliches Zusammenleben steht.

Viele Menschen aus der Ukraine haben in der Zwischenzeit hier ihr neues Zuhause gefunden. Viele lernen intensiv Deutsch und suchen sich Arbeit. Und doch ist da die mehr als verständliche Sehnsucht nach der alten, der wirklichen Heimat. Wir alle wünschen uns, dass der schreckliche Krieg bald vorbei sein möge. Und dass die Ukraine ihn gewinnt. Aber selbst dann werden nicht alle, die es wollen, auch wirklich in die Heimat zurückkehren können. Ganz einfach, weil es die nicht mehr gibt. Weil ganze Häuserblocks fehlen. Manche Stadtteile dem Erdboden gleich sind. Weil die Infrastruktur: Schulen, Krankenhäuser, Energieversorgung oder Unternehmen, komplett ausfällt. Es wird einen Marshall-Plan 2.0 brauchen, ehe das Land wieder auf die Beine kommen kann.

Deswegen ist es mir auch ein großes Anliegen, heute all jenen ausdrücklich zu danken, die sich bürgerschaftlich im Bereich der Integration engagieren. Wir haben in Ostfildern eine großartige Kultur dieses Engagements. In praktisch jedem Bereich gibt es entsprechende Angebote. Einmal im Jahr laden wir dann 300 Personen ein, um uns an einem besonderen Abend für das Engagement zu bedanken. Sie können mir glauben: die Auswahl, wer auf der Gästeliste stehen kann - und wer nicht -  ist jedes Mal schwierig.

Ein neues Jahr bietet immer auch neue Chancen. Bietet Vorsätze. Sicher haben auch Sie sich das eine oder andere vorgenommen. Ob die jeweiligen Ziele realistisch sind, kann und will ich nicht beurteilen. Aber auch hier hilft vielleicht Gelassenheit. Und der Mut zu kleinen Schritten der Veränderung. „Ab morgen mache ich alles anders“, das klingt super – aber klappt fast nie. Aber vielleicht kann ich ja doch die eine oder anderen Sporteinheit mehr in meinen Alltag einbauen. Vielleicht kann ich doch immer mal wieder einen Plausch mit der Nachbarschaft halten. Vielleicht lasse ich doch immer mal wieder das Auto stehen und nehme für ein Treffen im eigenen Ortsteil das Fahrrad oder gehe zu Fuß. Vielleicht schiebe ich den eigentlich schon lang geplanten Besuch nicht länger auf, sondern melde mich wirklich bei meinem alten Freund. Alles Kleinigkeiten. Aber in der Summe dann eben doch große Veränderungen. Spürbare Veränderungen.

Und ein neues Jahr heißt immer auch Vorfreude. Sei es im sportlichen Bereich: auf die nächsten Spiele des VfB. Auf die EM und die Termine in Stuttgart, bei denen bestimmt wieder eine sehr besondere Atmosphäre sein wird. Auf die olympischen Spiele in Paris. Oder sei es im politischen Bereich: die schon erwähnten Wahlzeiten sind immer auch die Hochphase unserer Demokratie. Ich freue mich jetzt schon auf die Zusammenarbeit mit einem wie auch immer von Ihnen neu zusammengestellten Gremium. Meine Vorfreude gilt auch dem kulturellen Bereich, wo unsere städtische Galerie mit Sicherheit wieder anregende und spannende Ausstellungen parat hält. Oder die Musikschule mit erfolgreichen Teilnehmenden bei Jugend musiziert glänzt. Sei es im wirtschaftlichen Bereich, wo auch 2024 wieder neue erfolgreiche Unternehmen in Ostfildern ihre Arbeit aufnehmen. Oder sei es im gesellschaftlichen Bereich, wo wir uns beim Gartentraum, den Kirben oder vielerlei Festen und Anlässen begegnen und Gemeinschaft erleben können.

Jetzt habe ich schon eine ganze Weile geredet. Dabei heißt es doch eigentlich: Bilder sagen mehr als Worte. Also gut, dann lassen wir jetzt noch ein paar Bilder sprechen. Letztes Jahr ist unser neuer Image-Film fertig geworden. Manche werden ihn vielleicht schon kennen. Für andere wird er neu sein. So oder so: viel Vergnügen und Film ab.

Sie sehen und spüren: ich freue mich auf dieses neue Jahr 2024. Dafür wünsche ich Ihnen bei all Ihren Vorhaben viel Erfolg. Mit optimistischer Gelassenheit. Oder gelassenem Optimismus. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Auf jeden Fall ist das eine gute Voraussetzung für ein gelingendes Lebensjahr. Wenn wir dieses Jahr angehen in einer Mischung aus Verständnis für den anderen, Geduld und Toleranz, dann werden wir erkennen, dass wir im Miteinander mehr erreichen können. Und das führt am Ende eben auch zu einer großen Zufriedenheit bei allen Menschen in unserer Stadt. In diesem Sinne: alles Gute für Sie und Ihre Familien.

Christof Bolay
Oberbürgermeister der Stadt Ostfildern