Wald auf Zeit
Temporäre Kunst auf dem Stadthausplatz
Das Städtische Kulturbüro Ostfildern zeigt vom 6. September bis 17. Oktober eine Kunstintervention des Künstlers Tobias Ruppert auf dem Stadthausplatz im Scharnhauser Park.
Pünktlich zum Ende der Urlaubssaison wird auf dem Platz vor dem Stadthaus im Scharnhauser Park die Kultur in Gestalt eines temporären Waldes in Erscheinung treten. In luftiger Höhe wächst ab dem kommenden Montag nach und nach ein Blätterdach, das aus über 300 Einzelteilen bestehen und eine Fläche von etwa 250 Quadratmetern einnehmen wird. Das Kunstprojekt schließt an die in der Stadt erfolgreich durchgeführte Klimaschutzaktion „1000 Bäume für Ostfildern“ an, die 2019 vom Gemeindetag Baden-Württemberg initiiert wurde und bis Ende des vergangenen Jahres für Ostfildern über 1000 Baumpflanzungen ermöglicht hat. Dass 1000 zusätzliche Bäume gut für die CO2-Bilanz der Stadt sein werden, ist wenig umstritten. Viele weitere Aktivitäten aus dem Klimaschutzportfolio der Stadt zielen in dieselbe Richtung. Doch auch aus kultureller Sicht ist es wichtig, die Bedeutung des einzelnen Menschen im Kontext des Klimawandels zu beleuchten und zu diskutieren.
Bei der Kunstaktion auf dem Marktplatz geht es nun aber weniger um Wissensvermittlung zum Thema Baum als vielmehr um den gesellschaftlichen Wert von intakter und vielfältiger Natur. Das Kunstwerk des Ostfilderner Künstlers Ruppert, das bis einschließlich 17. Oktober zu sehen ist, soll den Blick der Passanten schärfen für die Vielgestaltigkeit der Natur, wie sie beispielsweise im Blattwerk einheimischer Baumarten anzutreffen ist. Als Summe unterschiedlichster Formen bildet das Blattwerk der Bäume eine räumliche Begrenzung, die Waldbesuchern das Gefühl vermittelt, sich in einem abgeschlossenen Raum zu befinden. Die Akustik verändert sich, besondere Gerüche steigen in die Nase und eine Veränderung des Mikroklimas wird spürbar. Auch in Rupperts Kunstwerk werden diese Aspekte sichtbar, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Die handgefertigten Grafik-Unikate breiten sich schützend und zugleich fragil über den Köpfen der Menschen aus. Jedes Blatt will Schönheit vermitteln, aber nur in ihrer Summe werden sich die Einzelgrafiken zu einem Bild fügen. Gezeichnet mit Kohle, Tusche, Kreide und Graphit auf wetterfestem Papier lassen Rupperts Blätter einen „Wald auf Zeit“ entstehen, der den Bürgern der Stadt zeigen möchte, wie wertvoll der eigene Anteil am Erhalt von Natur und damit Klima ist.
Wer möchte, kann ab Montag, 6. September 2021 das Wachsen des Blätterdachs über einen Zeitraum vom etwa zehn Tagen live mitverfolgen. Der Künstler arbeitet tagsüber vor Ort und freut sich über Begegnungen mit interessierten Menschen.
Das Projekt wurde gefördert durch ein Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.