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unbekannt


Mitglied seit: 01.01.1970
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geschrieben: 10.02.2021 14:03 Uhr
Betreff: Geschäftsleerstand, Einzelhandelsbelebung&Co.: Wohin geht es (nicht) mit Nellingen?


Einen schönen und "schneeigen" Mittag, liebe Mitforist*innen und Hr. Wehrle,


ich wollte mich auf diesem Weg einmal erkundigen, wohin die handelstechnische Reise hier in Nellingen gehen soll respektive wird?


Es gibt schon seit Jahren Zukunftswerkstätten, Planungsprojekte, Gutachten über die Probleme bzw. wie man dafür sorgen kann/soll/muss, damit Nellingen nicht als Durchfahrts-Stadtteil ohne eigenes Flair und ohne Einzelhandelsschwerpunkt wahrgenommen wird, aber ich konnte Broschüren&Co. nicht entnehmen, wie der gegenwärtige Stand ist.
Von daher, Hr. Wehrle, haben Sie eventuell einen aktuellen Link parat oder können ad hoc grob skizzieren, was 2021/22 und darüber hinaus angedacht ist? Keine Sorge, ich erwarte kein mehrseitiges Gutachten, mir geht es tatsächlich nur um Perspektiven rund um Leerstände, etwaige neue Einzelhandelsplanungen, Optimierung der Außenwahrnehmung u.ä.

Vorsichtig formuliert, Nellingen wird leider nicht attraktiv/er in Sachen Außenwahrnehmung, Handel, Alleinstellungsmerkmal/e usw., ich fürchte fast, es kommt langsam (?) zum gefürchteten "down-trading". Falls ich mit meiner Einschätzung nicht ganz falsch liege, kann die Stadt hier gegensteuern, gibt es Pläne, die, bildlich gesprochen, schon in der Schublade liegen?



Eine Rückmeldung bzw. ein Überblick wäre nett, ich bedanke mich schon einmal im Voraus und es grüßt freundlich

Gabi Knappe




Moderator


Mitglied seit: 01.01.1970
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geschrieben: 16.02.2021 15:02 Uhr
Betreff: Re: Geschäftsleerstand, Einzelhandelsbelebung&Co.: Wohin geht es (nicht) mit Nellingen?


Sehr geehrte Frau Knappe,
die Stadt hat mit dem Umbau der Hindenburgstraße bereits Maßnahmen ergriffen, wodurch auch insbesondere die Aufenthaltsqualität enorm gestiegen ist. Der gesamte Umbau ist in engem Kontakt und in Abstimmung mit dem Bund der Selbständigen erfolgt. Dieser wurde auch bei seinen Aktionen während der Bauphase finanziell unterstützt. Das eigentlich geplante und pandemiebedingt ausgefallene Einweihungsfest wäre sicherlich eine weitere Gelegenheit für die Einzelhändler gewesen, sich zu präsentieren.
Für die Umgestaltung sind rund 4,5 Millionen Euro investiert worden. Die Einführung eines „verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs“ mit Tempo 20 macht den Straßenzug für Fußgänger attraktiver. Das Flanieren vor den Geschäften wird dadurch angenehmer. Die Ansiedlung des Drogeriemarktes am Kreisverkehr trägt ebenfalls zur Steigerung der Attraktivität Nellingens bei.
Doch nicht nur der öffentliche Raum profitiert von der Umgestaltung. Durch die öffentlichen Ausgaben wird ein Impuls an Eigentümer gegeben. Erfahrungsgemäß zieht bei Sanierungsprojekten in Ostfildern jeder von der öffentlichen Hand investierte Euro sieben Euro an privaten Investitionen nach sich. Die Umgestaltung des ehemaligen Schuhhaus Vogt ist dafür ein Beleg. Leider hat die Corona-Pandemie nun den Händlern das Leben noch schwerer gemacht, und die durch die Umgestaltung erhofften Effekte konnten noch nicht eintreten.

Mit freundlichen Grüßen
Dominique Wehrle
Pressesprecher


unbekannt


Mitglied seit: 01.01.1970
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geschrieben: 24.02.2021 15:27 Uhr
Betreff: Re: Geschäftsleerstand, Einzelhandelsbelebung&Co.: Wohin geht es (nicht) mit Nellingen?


Ein freundliches Hallo zurück, sehr geehrter Herr Wehrle,


vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die damit verbundenen Stichworte bzw. Eckpunkte.


Herr Wehrle, ich möchte Sie nicht über Gebühr in Anspruch nehmen oder einen unangenehm hartnäckigen Eindruck vermitteln, aber darf ich an dieser Stelle doch noch einmal einhaken und Ihnen aus meiner (subjektiven) Sicht heraus relevante Gedanken und Fragen notieren?
Ich bin einfach so frei, dränge aber zugleich nicht auf eine postwendende Antwort, sondern warte gerne, bis andere, weitere Themen respektive Schreiber von Ihnen bedacht wurden.



1. Ihr Verweis auf die Umgestaltung und tempotechnische Reduzierung der Hindenburgstraße ist richtig und mir nicht entgangen. Dass diese Maßnahmen die Aufenthaltsqualität der Fußgänger steigern, für zusätzlichen Umsatz sorgen und zugleich ein möglicher "Pull"-Faktor für aktuelle und Händler in spe werden sollen, ist durchaus möglich, das bezweifle ich also nicht.

Wobei ich leichte Bauschmerzen habe, ist die Tatsache, dass vielleicht - wenn auch logisch und aktuell nachvollziehbar - das Augenmerk zu sehr auf die Hindenburgstraße gelenkt wird, was ist mit den Seitenstraßen (z.B. Bismarckstraße), was ist direkt mit der Einfahrtsstraße nach Ostfildern hinein bzw. hinaus in Richtung Denkendorf?

Ist es nicht so, dass gerade die Seitenstraßen mit zum Eindruck beitragen, dass sich "alles" in Nellingen im Bereich Rewe bis max. Post abspielt, die Leerstände deutlich auffallen (ehem. "Fernseh Richter", ehem. "Gaby's Kindermoden)? Einige dieser Läden stehen schon sehr lange leer bzw. es wird ja sogar schon recht offensiv sogar über "ebay Kleinanzeigen" vermarktet.


Plus, wo genau landet der meiste Umsatz, den wir und auch Besucher im Ort lassen? Ich kann mich komplett irren, berichtigen Sie mich also gerne, aber ich glaube, das Geld landet primär bei "Rewe", in der Apotheke, bei den Bäckereien, in der Drogerie, gefolgt von Friseuren und den Schnell-Versorgungs-Imbissen. Das Eiscafe ist im Frühling-Sommer Anlaufpunkt, sonst nicht; die beiden Mode-Geschäfte haben praktisch ihre Stammkundschaft und die günstigen Läden "Tedi" sowie "Kik" kann man nicht als individuellen Stadtteilmagnet sehen.

Vielleicht denke ich falsch, aber ich sehe leider nach wie vor keine realen Anziehorte, keine individuellen, gar neuen Gewerbezweige, die Nellingen vom Image der Durchfahrtsstraße befreien. Im Gegenteil, wie viele der günstigen Friseurketten haben wir mittlerweile, dann die asiatischen Ketten-Nagelstudios, weitere Kosmetik-Anbieter und hinten dann das neu kommende Tattoo-Studio. Hat sich also nicht schon ein gewisser Eindruck verfestigt, wirkt Nellingen also nicht leider schon/nach wie vor "billig"? Eine schreckliche Formulierung, ich weiß, aber ich denke, Sie wissen, dass ich es quasi markt- und imagetechnisch meine.


2.
- Von diesem Eindruck ausgehend, brauchen wir hier nicht z.B. auch Details wie schöne, neue, markante Beschilderungen, gerade eben auch, wenn man in den Ort hinein- und hinausfährt?

- Warum sind die Erdhügel - noch so ein Beispiel - von der Gartenschau in dieser trostlosen Form praktisch das Erste, was der Besucher/Fahrer von Nellingen sieht?

- Ist die triste Optik der Rahmen, im Zuge der Hindenburgstraßen-Umgestaltung, aktuell wirklich so gewollt?

- Scheinbar entsteht ja auch ein neues Cafe im ehemaligen "Vogt"-Schuhladen. Schön, aber wo sitzen die Leute im Sommer draußen, wenn das wieder erlaubt ist? Anders formuliert, trotz Umbau haben wir eigentlich nach wie vor keinen zentralen Anlaufplatz, wo über viele Bänke/Grünfläche verteilt Leute einfach ihre Pause verbringen, einen Kaffee trinken und miteinander sprechen können. Ja, theoretisch sind dazu die kleinen Holzbänke entlang der Hindenburgstraße gedacht, aber frei heraus, wer sitzt da, wann und wer nicht? Die Bänke vor der KSK gehören quasi den Taxifahrern/Zeitschriftenladen-Besuchern&Co. An den Bushaltestellen sitzen die Wartenden, was macht der Rest?



Ich ende hier, um es nicht zu kleinteilig werden zu lassen. Dass in jedem Stadtteil Prioritäten gesetzt werden (müssen), verstehe ich, und ich verstehe auch, dass Punkte wie die Umwelt, Baumbepflanzung, Radfahrwege usw. nicht reine Symbolpolitik des herrschenden Zeitgeistes sein sollen. Nur, ohne die Wirtschaft geht es nicht und ich habe den Eindruck, dass eigentlich alles bleibt, wie es ist. Im SchaPa wird das Geld in den Supermärkten gelassen, wir in Nellingen bedienen mit der Schwarzen Breite und "Festo" die Kapitalseite, Ruit, Kemnat und Heumaden laufen so mit, haben aber eigentlich auch keinen anziehenden Alleinstellungswert (gänzlich unironisch, nicht abschätzig, sondern neutral-faktisch gemeint).


Angenommen ich sehe das alles nicht ganz falsch, Herr Wehrle, hat die Stadt das so auch auf ihrer Liste, wird noch nachgelegt, gibt es weitere Pläne oder...?


Verstehen Sie mich auch bitte nicht falsch, ich "grantle" hier nicht aus Prinzip, sondern bin wirklich unsicher, wohin es hier geht. Man bekommt mit, wo und wie gebaut wird, wer alles nach Nellingen ziehen will, was wir an Zuwachs jeder Art bekommen haben, aber im Gegenzug wächst leider nicht das handelstechnische Angebot, Eltern kämpfen um Kita-Plätze, Grünflächen sieht man im Stadtkern immer weniger und der Image-Faktor Stadtticket/Stadtbahn wird noch einmal zum Schuh. Und zwar genau dann, wenn "alle Welt" in Nellingen wohnen will bzw. es tut, aber dann "für den Rest" bis nach Stuttgart fährt bzw. an den Haltestellen aussteigt und dort das Geld lässt.


Es grüßt nett zurück

Gabi Knappe


Moderator


Mitglied seit: 01.01.1970
Wohnort:


geschrieben: 05.03.2021 12:18 Uhr
Betreff: Re: Geschäftsleerstand, Einzelhandelsbelebung&Co.: Wohin geht es (nicht) mit Nellingen?


Sehr geehrte Frau Knappe,
neben der Hindenburgstraße zählt auch ein Teil der Otto-Schuster-Straße zum Sanierungsgebiet. Der Abschnitt zwischen Hindenburgstraße und Endhaltestelle ist aus Sicht der Stadtentwicklung deshalb von Bedeutung, weil er eine wichtige Verbindung zum Geschäftszentrum darstellt. Diese Verbindung gilt es zu entwickeln und zu stärken. Dabei spielen sowohl gestalterische als auch funktionale und verkehrstechnische Themen eine Rolle. Der Bereich wird in diesem Jahr planerisch untersucht, so dass die Umsetzung im Idealfall schon nächstes Jahr erfolgen kann.
Die Entscheidung, an welche Art von Unternehmen eine Ladenfläche vermietet wird, liegt beim Eigentümer der Immobilie. Die Stadtverwaltung kann dabei lediglich vermitteln. Darüber hinaus täuscht mitunter der Eindruck von außen, so dass es nicht bei allen Flächen, die leer aussehen, tatsächlich einen Leerstand gibt. Die Rahmen in der Hindenburgstraße wurden im vergangenen Jahr bereits unter anderem für ein Projekt des Kulturbüros genutzt und sollen auch künftig in Aktionen eingebunden werden.

Mit freundlichen Grüßen
Dominique Wehrle
Pressesprecher


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