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unbekannt


Mitglied seit: 01.01.1970
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geschrieben: 20.06.2018 14:15 Uhr
Betreff: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Ich möchte über eine Aktion der Stadt Ostfildern, welche mich, im Politikerjargon gesprochen bzw. geschrieben „sehr befremdet hat“, schreiben.

Es geht um ein Projekt, welches ich in den letzten Jahren mehrmals bei den „OB vor Ort“ Gesprächen erwähnt habe. Die Markierung von Radfahrspuren auf dem sehr breiten Gehweg auf beiden Seiten der Bonhoefferstrasse. Vor kurzem ist nun dieses Projekt in die Tat umgesetzt worden, doch das Ergebnis ist in meinen Augen so enttäuschend, dass ich, hätte ich das vorher gewußt, lieber meinen Mund gehalten.
Konkret sehe ich mich leider gezwungen gleich drei Punkte zu bemängeln:

1. Ich bin eigentlich in meiner Vorstellung davon ausgegangen, dass der Rad-weg durchgehend verläuft und habe auch gedacht, dass er, wie in vielen Städten üblich komplett mit roter Farbe markiert wird.

Was ist nun geschehen? Zum einen wurde die rote Farbe nur an den Straßenübergängen verwendet, zum andern gibt es immer wieder kurze Ab-schnitte, an welchen eine Markierung fehlt, so etwa an der Ecke Stauffenbergstraße/ Bonhoefferstrasse.
Ein auswärtiger Besucher, dem dies auffällt, könnte ja direkt auf den Gedanken kommen, ob die Stadt Ostfildern wohl so arm ist, dass es ihr an ausreichend Farbe für eine komplette Markierung des Radweges fehlt…..?

2. Ich habe ein Schild entdeckt, welches ich im Zusammenhang mit einem speziell ausgewiesenen Radweg noch nie gesehen habe. Es heißt da wortwörtlich „Schritt fahren“.

Ich als kritischer Beobachter der Geschehnisse in meiner Heimatstadt Ostfildern fühle mich nun gezwungen, zu überlegen: Welchen Sinn hat ein Radweg, welcher die Benützer durch das besagte Schild zwingt, in einem Schritt-tempo zu fahren? Wenn man dieser Anordnung zu 100% nachkommen würde, gäbe es dann überhaupt einen Grund, mit dem Fahrrad zu fahren? Denn dann hätte man ja dieselbe Geschwindigkeit wie ein Fußgänger! Warum dann aufs Fahrrad umsteigen, werden sich sicherlich diejenigen Bürger sagen, welche den Ehrgeiz haben jede Anordnung, sei sie nun sinnvoll oder auch nicht, korrekt umzusetzen. Diese Bürger werden dann sicher das nächste Mal wieder zum altgewohnten PKW-Schlüssel greifen, wenn sie in Ostfildern auf dieser erwähnten Route unterwegs sein möchten. Ist es das, was die Stadt Ostfildern wirklich will?

Wenn ja, dann könnte sie sich die Mühe und Kosten für die Organisation und Durchführung der demnächst anstehenden Aktion „Stadtradeln“ wirklich sparen…!

Außer bleibt noch anzumerken, dass eine korrekte Ausführung der Anordnung „Schritt fahren“ sicherlich viele Bürger, welche nicht wie ich jeden Tag das Fahrrad als primäres Fortbewegungsmittel benützen, sicherlich vor einige Probleme stellen wird. Für eine so langsame Fortbewegung des Rades benötigt man nämlich ein so gutes Gleichgewichtsgefühl, über welches sicher nicht jeder Mensch verfügt.


3. Dann gibt es noch ein zweites Schild, dessen Sinn ich absolut nicht nachvollziehen kann. Östlich der Landschaftstreppe, fordert ein neues Schild auf, vom Rad abzusteigen und es gibt auch keine Radwegmarkierung mehr im letzten Abschnitt von der Landschaftstreppe auf dem Gehweg hin zum Marktplatz und Stadthaus. Obwohl hier der Gehweg weiterhin so breit ist, als ob man in einer Weltstadt wie Paris sich befände. Viele Städte würden sich einen solch breiten Gehweg an einer ihrer Hauptstraßen wünschen, denn nur unter solchen Voraussetzungen kann man eine sinnvolle Fahrradinfrastruktur errichten. Warum also dieses Potential verschenken?

Glaubt die Stadtverwaltung im Ernst, es motiviert die Bürger, aufs Fahrrad umzusteigen, wenn in einem großen, wesentlichen Bereich im Zentrum der Stadt sie aufgefordert werden, ihr Rad zu schieben? (obwohl für einen Radweg mehr als genug Platz da wäre).

Wenn ich also diese Punkte mir anschaue, dann muß ich die Verwirklichung des Radweges als Schildbürgerstreich ansehen oder möchte die Stadt damit einen Antrag zum Eintritt von Ostfildern ins Reich von Absurdistan stellen?


P.S. Als ich am 10. Juni im Rahmen der Radsternfahrt nach Stuttgart in der baden-württembergischen Hauptstadt einem Polizisten am Schlossplatz von dem rudimentären Radweg entlang der Bonhoefferstraße erzählt habe, konnte er zwar nicht allzu viel dazu sagen, weil er ihn noch nicht gesehen hatte. Ein Schild mit der Aufforderung „Schritt fahren“ an einem Radweg (nicht in einer Fußgängerzone) hat aber auch er noch nirgends gesehen und kann dies eben so wenig wie ich und wohl noch viele andere nachvollziehen.

Autor: Martin Seeger



unbekannt


Mitglied seit: 01.01.1970
Wohnort:


geschrieben: 21.06.2018 11:18 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Der Beitrag wurde auf Wunsch des Verfassers gelöscht.




Kathrin Wiem


Mitglied seit: 17.01.2010
Wohnort: Parksiedlung


geschrieben: 23.06.2018 17:52 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Hallo, Herr Seeger, und Mitleser,

irgendwie hat man den Eindruck, dass es sich nicht um einen Radweg, sondern um ein Stück Gehweg handelt, auf dem jetzt grosszügigerweise geradelt werden darf, deshalb auch nicht rot gefärbt. Beim Kopfschütteln über das geforderte "Schritt fahren" ist mir ein Bericht einer älteren Mitbürgerin eingefallen, die vor über 20 Jahren beim Treffen mit den Bürgermeistern der Stadt dabei war, als über die Bebauungspläne diskutiert wurde. Da fragte Frau Schmidt, warum denn keine Radwege im neu zu bauenden Stadtteil auf dem Plan zu sehen seien.Die Antwort des damaligen Baubürgermeisters, Zitat:"Wissen Sie Frau Schmidt, Radfahren ist ganz unmodern!" (Name geändert, mir persönlich bekannt und absolut glaubwürdig)Was soll man da noch sagen?




unbekannt


Mitglied seit: 01.01.1970
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geschrieben: 27.06.2018 12:04 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Der Beitrag wurde auf Wunsch des Verfassers gelöscht.




Wolfgang Wagner


Mitglied seit: 20.02.2006
Wohnort: Scharnhauser Park


geschrieben: 15.07.2018 14:29 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Diese Schilder „Schritt fahren“ habe ich gestern nach meinem Urlaub entdeckt und erst mal angehalten und mir die Augen gerieben. Dann bin ich gleich auf die Straße ausgewichen, da ich Fahradfahren wollte und nicht Radschieben, wie von dem im wahrsten Sinne des Wortes Schildbürgerstreich nahegelegt. Aber nicht Schildbürger sondern Verwaltung war hier kreativ.
Welcher Verkehrsexperte hat sich das ausgedacht? Gibt es vielleicht doch eine Begründung, die die vorherigen Schreiberinnen und ich leider nicht erkannt haben?
Bis zu welcher Ebene ist das abgesegnet worden? War hier die Verwaltungssspitze beteiligt? Oder einer der Gemeideratsausschüsse?
Ich bitte die Moderatorin des Forums diese Fragen – hauptsächlich natürlich die nach der Begründung für diese ärgerliche und nicht nachvollziehbare Lösung – an die zuständige Stelle weiterzugeben? Gibt es da vielleicht auch irgendwas zum Nachlesen?
Es ist schön, wenn man Entscheidungen nachvollziehen kann. Der erste Eintrag ist schon drei Wochen alt.
Aber vielleicht gibt es schon Überlegungen, diese Schilder wieder abzubauen?
Warum ist an der Stelle Fahrradfahren sinnvoll?
- Der Weg ist breit. Fußgänger haben mehr als genug Platz daneben.
- Die Verbindung ist praktisch und wird gebraucht. Ausweichrouten über Westrandweg nach Süden bieten beiden Verkehrsteilnehmern weniger Platz und damit weniger Sicherheitsabstand– sind damit risikoreicher. Auch das Ausweichen auf die Parallelstraßen der Bonhoefferstr. ist nicht ideal.
- Es gibt unverwüstliche Radfahrer, die auch im Winter fahren. Da sind Fahrradwege sicherer als das Nebeneinander mit den Autos auf der Straße.

Noch ein Sicherheitshinweis: Der rote Fahrradstreifen an der Einmündung Bonhoeffer/Rothschildstr. endet an einem schräg abgesenkten Bordstein (auch an der nördlichen Einmündung in die Bonhoefferstr). Das bedeutet, dass man mit dem Reifen nicht gerade sondern schräg auf diesen Bordstein trifft. Bei Nässe, Eis oder und Schnee kann dies zum Sturz führen. Das ist die billigste aber keine unsichere Lösung gewesen, da der Randstein nur abgesenkt wurde. Dies sollte korrigiert werden. Ich würde die Absenkung im rechten Winkel zur Fahrtrichtung früher auf dem Radweg für sinnvoll halten und die Kurve als markierte Linie erhalten. Hierzu würde ich mir eine Prüfung der Stadtverwaltung wünschen und eine Antwort hier. Eine solche Schräge sieht man eher selten auf Fahrradwegen, auf denen gefahren werden darf.
Ich lehne auch den Rat ab, ab Realgebäude (von Landschaftstreppe) zu schieben. Der Radweg sollte hier bestehen bleiben und eine Lösung am Kreisel geschaffen werden. Augenblicklich: Fahrradweg endet am Kreisel Bonhoeffer/Niemöller im Nichts – Radfahrer sieh zu wie Du klarkommst. Das ist die Situation und selbst in den neunziger Jahren zum Planungszeitpunkt nicht mehr Standard gewesen. Ein Radweg sollte entweder markiert um die Kurve geführt werden oder rechtzeitig vor der Kreuzung parallel zur Straße und nicht im 90 Grad-Winkel auf die Straße geführt werden. Ein Weiterführen als kombinierten Rad-und Fußweg entlang des Reals (Niemöllerseite) scheidet wohl aus wegen der hohen Fußgängerdichte hier. Auch hier hoffe ich auf eine bessere Lösung der fahradfreundlichen Stadt Ostfildern als der Hinweis „Radfahrer absteigen“ sprich Dich wollen wir hier nicht.



Wolfgang Wagner


Mitglied seit: 20.02.2006
Wohnort: Scharnhauser Park


geschrieben: 15.07.2018 17:37 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Korrektur zweitletzter Absatz, 3. Satz meines Beitrags: Richtig: Das ist die billigste aber EINE unsichere Lösung gewesen, da der Randstein nur ABGESCHRÄGT wurde.


Michael Werner


Mitglied seit: 24.03.2015
Wohnort: Parksiedlung


geschrieben: 17.07.2018 12:36 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Ich bin sehr froh dass es kein richtiger Radweg, sondern nur ein zur Benutzung freigeberer Gehweg ist. Da er kein blaues Symbol hat bin ich als Radfahrer nicht zur Benutzung verpflichtet und kann weiterhin auf der Straße fahren.

Meiner Meinung nach sollte die Stadt lieber gegen die Unsitte des "Auf-dem-Gehweg-Radelns" vorgehen. (Kinder mit Begleitung ausgenommen). Das ist für alle Beteiligten die gefährlichste Variante, da man dabei gerne übersehen wird (Tiefgaragen). Durch dieses vermutlich angstbedingte Meiden der Straßen bringen viele Radler sich selbst und die Fußgänger in unnötige Gefahr.

Ein paar "Fahrräder schieben"-Schilder im Bereich der Zebrastreifen wären dann vielleicht noch sinnvoll.


Moderator


Mitglied seit: 01.01.1970
Wohnort:


geschrieben: 26.07.2018 11:45 Uhr
Betreff: Re: Neuer Radweg im Scharnhauser Park: 3 große Fragezeichen!


Guten Tag,

herzlichen Dank für Ihre Zuschriften. Die Einrichtung eines Radwegs an der Bonhoefferstraße ist von verschiedenen Fachleuten zum Teil sehr kritisch beurteilt worden. Deswegen ist mit der nun umgesetzten Lösung, einen Gehweg für die Mitbenutzung von Radfahrern zu schaffen, ein Kompromiss gefunden worden.

Weil es sich um keine reine Radverkehrsanlage handelt, sondern um eine Gestattung, sich den Gehweg zu teilen, muss auf Fußgänger besonders Rücksicht genommen werden. Diese dürfen weder behindert noch gefährdet werden, heißt es in der Straßenverkehrsordnung dazu. Und in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ist formuliert, dass die Geschwindigkeit an den Fußgängerverkehr anzupassen ist und dass das mit einem Schild (Schritt fahren) verdeutlicht werden kann.

Das Radfahren auf dem Gehweg der Bonhoefferstraße war bisher nicht erlaubt. Die Verwaltung hat mit der Einrichtung der gemeinsamen Nutzung des Gehwegs eine Verbesserung für die Situation der Radfahrer dort geschaffen. Die Radfahrer sind aber nicht dazu verpflichtet, den Weg zu benutzen.

Die Gestattung, dass sich Fußgänger und Radler den Gehweg nach den Grundsätzen der Rücksichtnahme teilen, ist zunächst auf Probe angeordnet worden.

Die bemängelten schräg abgesenkten Bordsteine sind von Mitarbeitern der Verwaltung nochmals vor Ort angeschaut worden und wurden nicht als besondere Gefährdung bei Nässe, Eis oder Schnee beurteilt wie hier im Bürgerforum dargestellt.


Freundliche Grüße

Andrea Wangner
Pressereferentin








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