Ausstellung vom 22. April bis 3. Juli 2018
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Prozesse des Werdens und Vergehens
Hanjo Schmidt präsentiert seine großformatige Serie "Gehäuse", die den alternden, im Verfall begriffenen menschlichen Körper in vehementer Malerei detailgenau widergibt. Der Blick hinter die Fassade bleibt verwehrt. Diese bietet sich jedoch als Projektionsfläche an für Fragen nach der menschlichen Existenz und Prozesse des Werdens und Vergehens.

Es handelt sich nicht nur um eine malerische Wiedergabe. Ausgehend von der Erfahrung des Künstlers mit seiner von Demenz betroffenen Mutter, zeugen die eindringlichen Bilder vom Versuch der Kontaktaufnahme mit einem zwar vertrauten, aber teils befremdlich stummen Gegenüber.

Installationen zum Ursprung des Lebens
Jenny Winter Stojanovic nennt ihre aus Klarsichtfolie entstehenden Skulpturen "Zellformationen", die durch Illumination eine zusätzliche Lebendigkeit bekommen. Die vegetabilen Formen erinnern an Wurzeln, Zellstränge, Synapsen und stehen für die Annäherung der Künstlerin an den Ursprung des Lebens.

Die Folie weckt Assoziationen an die Haut des Menschen, die eine Verbindung zwischen Innerem und Äußerem darstellt. Sie speichert Spuren des Lebens und ist Spiegelbild der Seele. Die Oberhaut des Menschen erneuert sich ungefähr alle 26-28 Tage komplett. In dieser Zeit entstehen neue Hautzellen.


Jenny Winter-Stojanovic leitete einen Workshop im Nachbarschaftshaus im Vorfeld der eigentlichen Ausstellung in der Städtischen Galerie Ostfildern.

 

Künstlerische und gesellschaftliche Teilhabe
Das Nachbarschaftshaus ist Begegnungsstätte für alle Bürger, aber auch Wohn- und Aufenthaltsort für von Demenz betroffene Menschen. Im Zeitraum vom 22. bis 26. Januar entwickelte Jenny Winter Stojanovic gemeinsam mit den BewohnerInnen bzw. Gästen, und MitarbeiterInnen des Nachbarschaftshauses und des "Offenen Ateliers", in ausgewählten Abteilungen bzw. Räumen installative Arbeiten vor Ort.

Die kreativen, teils performativen Prozesse, die den Charakter von künstlerischen Workshops trugen, orientierten sich am Ort, an seinen Menschen und ermöglichten diesen die Teilhabe.

 

Die Prozesse wurden sichtbar als gespannte Folienhäute, die sich in Räumen, an den Wänden ausdehnten und durch ihre Verspannungen auch Leerraum bzw. Freiraum zuließen. Alle Beteiligten wurden je nach Workshop nach deren Möglichkeiten und Wünschen einbezogen. Dabei erfolgte in einem sensiblen Prozess des Kennenlernens zunächst eine behutsame Begegnung mit der Künstlerin und ihrem Material. Dies mündete dann in ein gemeinsames Tun am vertrauten Ort.

Die Folie als Erlebnis der Sinne
Die Transparenz des Materials und auch dessen lebendige Präsentation unterstrich das Konzept des "Offenen Ateliers" im Nachbarschaftshauses insgesamt. Das als "lebendiger Ort mit Scharnierfunktion nach innen und außen kreative Prozesse befördert und ein Ort ist, an dem Sinne und Gefühle angesprochen werden." [Zitat Stadtrundschau Ostfildern]
Durch die Beteiligung der Bewohner und Gäste des Nachbarschaftshauses wurden die Folien gewissermaßen mit Leben und Erfahrung angereichert. Sie erfuhren in Folge eine Wandlung zum Kunstobjekt in der Städtischen Galerie.

 

Fotodokumentation des Workshops
Die fotografische Dokumentation der Prozesse und der entstandenen Folienhäute, der "Membrane" im Nachbarschaftshaus, ist im oberen, kleinen Galerieteil zu sehen sein.